Mein erster Besuch! Power-Touri-Woche!



Hallo an Alle! Das war vielleicht ne Woche! Ich hatte über das ganze Rumgechille in der Uni glatt vergessen, wie anstrengend Sightseeing doch ist! Ich bin jeden Abend hundemüde und mit Rückenschmerzen nach Hause gekommen und jeden Morgen mit total verquollenen Augen und Rückenschmerzen aufgewacht. Dafür hat es sich aber mächtig gelohnt. Aber der Reihe nach. 

Ich liebe meine Familie! :3
Die Ankunft meiner kleinen Reisegruppe wurde nicht nur von mir, sondern auch von dem Rest der WG sehnlichst erwartet, denn wir alten Geier hatten vorher eine Bestellung aufgegeben, was wir denn gerne aus Deutschland mitgebracht haben möchten. Zunächst waren noch so Sachen wie dicke Socken, Shampoo und hausgemachte Marmelade auf der Liste, doch irgendwann artete es aus (was natürlich uns, aber nicht zuletzt auch den aufgeregten Müttern geschuldet ist). Danke, Mama. Und danke auch, Angies Mama. Letztendlich haben wir Berge und Berge von Süßigkeiten bekommen, inklusive Lebkuchen und Spekulatius, damit wir auch ja die Vorweihnachtszeit überleben. Ich bin immer noch so hin und weg, danke, ihr Mamis und danke nochmal an die anderen fürs Schleppen.
Am ersten Abend sind wir gleich zum Bund, die anderen haben sich trotz Jetlag tapfer wach gehalten und ich glaube der Anblick der Skyline hat auch Potenzial dazu, die Leute wachzuhalten ;) Nach vielen Fotos mit der Profiausrüstung unserer Profifotografen haben wir es uns in einem Restaurant in der Nanjing Dong Lu gemütlich gemacht, das von uns „Einheimischen“ (:D) bereits für gut befunden wurde. Es gab runde Tische und viel Wessi-Asiazeug wie Schweinefleisch süß-sauer und Frühlingsrollen (die sind da aber auch lecker!), aber es hat allen denke ich ziemlich gut geschmeckt.

Am nächsten Tagen haben wir uns auf die Suche gemacht nach einem Schneidermarkt, Kathi hatte vorher schon zahlreiche Empfehlungen rausgesucht, an welchen Orten man sich hier drüben am besten etwas maßschneidern lässt und Stoffe einkauft. An der Metro war das Ding dann auch gleich ausgeschildert und sind wir fröhlich irgendwelchen Schildern gefolgt und fanden tatsächlich einen solchen Market. Man hat es sich wieder vorzustellen wie in der Fake-Mall, ein dreistöckiges Gebäude, eher aufgebaut wie ein Basar, mit vielen, vielen verschiedenen Ständen, an denen viele das Gleiche anbieten und man dadurch Preisdruck machen kann. 
Die Männer haben Gefallen gefunden an Mänteln und die Ayi, die sie ihnen geschneidert hat, hat Gefallen gefunden an den Männern, vor allem an ihren Bärten. Die war so grundsympathisch und so war dann jeder zufrieden, als wir nur einen kleinen Rabatt rausschlagen konnten, die Qualität war auf jeden Fall Hammer. In den Markets waren so viele schöne Kleider ausgestellt, ich bin selbst ganz in Versuchung gekommen, aber so als sparsamer Student ist mir das dann doch ein bisschen zu dekadent. Aber wer zufällig eh mal nach China kommt: Macht es, so günstig kriegt ihr es sonst nirgendwo! Beim Verlassen des ersten Markets ist uns dann aufgefallen, dass wir den eigentlich bei Touristen viel bekannteren Markets total verpasst hatten, der war nämlich genau gegenüber. War aber nicht weiter schlimm, denn als wir dort gestern beim Abholen nochmal nach Stoffen geschaut haben, ist deutlich geworden, dass sie in diesem Markt kaum mit sich handeln ließen, da die meisten Touristen wahrscheinlich ohne zu zögern den vorgeschlagenen Preis bezahlen. Letztendlich haben die anderen, glaube ich, alles im ersten Markt gekauft und dort konnte man fast überall wenigstens ein bisschen was am Preis drehen.

Das nächste Ziel – der Jadebuddhatempel – hatte sich gut vor uns versteckt, denn es war angeblich von der Metro-Linie 13 zu erreichen – die befindet sich aber lustigerweise noch im Bau. War sehr schön im Tempel, ich finde, die werden auch nie langweilig, ich war inzwischen echt in fast allen hier in der Gegend und jeder hat seinen eigenen Charakter. Auch wenn es sonst in den Tempeln meistens eher weniger besinnlich zugeht, weil die Mönche an ihren Smartphones hängen und die blöden Touristen ständig Fotos machen, gab es im Jadebuddhatempel eine besondere Atmosphäre, besonders in dem Raum, in dem der Jadebuddha steht (von dem man leider keine Fotos machen darf TT_TT). Dort lief leise Musik und der Buddha selbst hat richtig lebendig gewirkt, total beeindruckend. Auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Wie in den meisten Tempeln gab es auch hier wieder ein vegetarisches Restaurant, in dem ich von den anderen erstmal komisch beäugt wurde, weil sie sich noch nicht daran gewöhnt haben, wie viel ich jetzt essen kann :D
Der kotzende Drache ;D

Daraufhin haben wir uns auf den Weg gemacht ins 1933 Shanghai (der eine oder andere erinnert sich vielleicht; der alte Schlachthof, in den jetzt die ganzen Designer eingezogen sind). Und dort sind wir dann tatsächlich wieder ins Hundecafé. Fand ich ziemlich witzig, es war als würde ich nach und nach alle Stationen meiner ersten Woche hier abklappern. Das 1933 an sich hat den anderen aber auch sehr gut gefallen, für gute Fotos bietet es sich halt auch echt an.
Am Abend sind wir im Waipojia essen gewesen und trotz einiger Verständigungsschwierigkeiten war das Essen ein Träumchen und ich habe endlich mal meine 5% Rabatt aus der einen chinesischen App nutzen können. Ein Hoch auf meine Sparfüchsigkeit!

Da es Dienstag schön geschüttet hat, war es genau der passende Tag für das Shanghai-Museum. Das ist so riesig, da kann man auch gerne drei Tage drin verbringen. Irgendwann kann man sich allerdings nur noch halb so sehr für die Exponate begeistern wie am Anfang, ging jedenfalls mir so. Wenn man die dreißigste chinesische Landschaftsmalerei sieht, sieht die plötzlich auch aus wie die erste. Aber die Ausstellung über Minderheiten und das ganze Kunsthandwerk mit Jade, Holz und Bronze war umwerfend, kein Wunder, dass die Chinesen immer gerne mit ihrer Jahrtausende alten Kultur prahlen. Nach dem Museum folgte ein ausgedehnter Shopping-Bummel in einer Metro-Station und durch den Walmart. Abendessen in unserem liebsten Ramen-Laden war denke ich auch zur Zufriedenheit aller, das Zeug da ist auch verboten lecker. Ich schätze auch mal, dass, was den vier in bester Erinnerung von China bleiben wird, ist das Essen :)


Am nächsten Tag war der Yu-Garden inklusive dem Stadtgotttempel angesagt. Ich war zwar bereits im Yu-Garden, aber er hat wirklich ganz anders ausgesehen als beim letzten Mal, das Herbstlaub hat ihm ein ganz anderes Gesicht gegeben. Der Stadtgotttempel ist zwar nicht so hübsch wie die restlichen Tempel in Shanghai, aber auch der hat seinen ganz eigenen Charme, ist ziemlich belebt.

Aus Mangel besserer Alternativen (denn in Shanghai gibt es tatsächlich nicht ganz so viel zu sehen) sind wir danach ins Französische Viertel gefahren und waren Kaffee trinken. Aber auch hier habe ich ganz neue Ecken entdeckt, vorher kannte ich nur den Hochglanzteil, aber jetzt weiß ich, dass es auch dort das „normale“ Shanghai zu sehen gibt. Außerdem sind wir am Wohnhaus von Sun Yat-Sen vorbeigekommen, es war also nicht ganz fruchtlos.
Den Abend beschlossen haben wir wieder in Pudong, am Bund, nur diesmal von der anderen Seite des Huangpu, sodass man die Hochhäuser mal aus der Nähe sehen konnte. 


Links die "Ameisen"  
Zum Abendessen sind wir diesmal ein bisschen weiter ab vom Schlag, es gab zwar eine zweisprachige Karte, aber das Restaurant schien deutlich weniger von Touristen besucht als das erste. Kathi hat dort auch endlich mal die „Ameisen, die auf den Baum krabbeln“ (Reisnudeln mit Hackfleisch und viel Knoblauch) probieren können, die waren sooo lecker. Haben uns wieder vollgestopft. 


Am Donnerstag haben wir es gewagt und sind mit dem Zug nach Suzhou. Die Tickets waren lächerlich günstig und die Fahrt an sich überraschend komfortabel. Schwupps, ne halbe Stunde später waren wir schon da und sind dann viel, viel gelaufen, um uns nicht von den ganzen Rikschas und Schwarztaxis abziehen zu lassen. Suzhou ist vor allem bekannt für seine Gärten und die sind dementsprechend auch richtig überlaufen. Eine chinesische Reisegruppe hat die nächste gejagt und alle Guides haben die ganze Zeit mit Mikros darumgeplärrt, war also nichts mit entspannter Ruhe im Garten. Die Schönheit konnten sie ihm trotzdem nicht nehmen. 
Und es gab einen extra Bonsaigarten! Ich liebe Bonsais! Danach war mir alles andere egal :D


Nach längerer Beratung haben wir dann eine Bootstour gemacht, ein Bötchen ganz für uns alleine, die Leute am Ufer haben echt schräg geguckt und ständig Fotos gemacht, besonders als unsere Steuerfrau gegen unseren Willen angefangen hat zu singen :D War richtig schön klischee-touristenmäßig, aber das muss auch mal drin sein. Die „Altstadt“ war übrigens voll mit hippen Cafés und dergleichen, also total auf Touristen ausgelegt, aber ich glaube dennoch, dass es sich in Suzhou anbietet, wenn man ein bisschen chinesisch kann. Allein, um die vielen Sorten Baozi 包子zu probieren. In der Regel gibt es vor allem Fleisch, Gemüse und rote Bohnen, aber in Suzhou habe ich das erste Mal Rosen- und Sesamfüllung probiert, richtig gut. Die anderen sind inzwischen auch zu richtigen Baozi-Spezialisten geworden, immer wenn wir an einem Family-Mart vorbei sind, sind wir reingeflitzt und kamen mit den unterschiedlichsten Baozi wieder raus. Es kann durchaus sein, dass die anderen sich hier zum Großteil von Baozi ernährt haben :D
Aber wieder zurück nach Suzhou. Der nächste Tempel der angepeilt wurde, stellte sich als ne echte Herausforderung heraus, denn im Reiseführer stand weder der chinesische Name, noch die Straße, sondern nur: „…wird von dem und dem Garten nur durch eine Straße getrennt.“ Alle Leute, die ich gefragt habe, konnten auch nicht richtig weiterhelfen, also sind wir ein bisschen hilflos in irgendeine Richtung marschiert und haben ihn tatsächlich gefunden! Die Wachmänner haben gesagt, dass sie eigentlich schon Feierabend hatten, aber wir durften trotzdem noch rein und das hat sich so gelohnt! Ich habe zum ersten Mal ne buddhistische Zeremonie mitbekommen und das hat mich irgendwie total ergriffen. Der Gesang dort war richtig schön, da hätten wir echt was verpasst, wenn wir nicht mehr reingekommen wären.
Der Weg zum Bahnhof wurde dann mit dem Bus bewältigt, damit hatten die anderen dann auch endlich mal die Erfahrung. Der Busfahrer ist aber echt schlimm gefahren im Vergleich zu den meisten Fahrern in Shanghai. Abend gegessen haben wir dieses Mal am Bahnhof und obwohl der Koch uns höchstpersönlich die Speiskarte auf Englisch hätte erklären können (eine chinesische Karte diesmal), habe ich in meiner Eitelkeit versucht alles auf Chinesisch zu machen und am Ende kam ein bisschen was anderes raus, als wir uns eigentlich vorgestellt hatten, aber ich hoffe, geschmeckt hat es trotzdem.
Der vorletzte Tag hat noch früher angefangen als die restlichen, da ich den anderen noch den Luxun-Park zeigen wollte. War so schön wie immer, dort habe ich tatsächlich auch noch einen Bonsai-Garten entdeckt, da muss ich unbedingt noch hin. Ich glaube, meine Gäste konnten meine Begeisterung ein bisschen teilen. Nach einer Stärkung im Teehaus (mit Baozi, was auch sonst), sind wir die Mäntel abholen und den Stoff kaufen gegangen.
Nach einem frühen und reichhaltigem Abendessen im Waipojia (ich sage nur drei Nachtische), bei dem mir leider auch ein paar Patzer passiert sind, haben wir uns noch die Uni angesehen und ich musste feststellen, dass ich in unserem Hauptgebäude immer noch null Orientierung habe, weil ich da nicht ganz so oft drin bin; dann musste ich mir natürlich erstmal ein paar Frotzeleien anhören :D
Zum Abschluss haben wir noch eine kleine Bartour gemacht, war sehr gemütlich und vom Geld ausgeben her wars mir dann auch schon egal, ich habe die Woche eh so viel ausgegeben :D Aber es hat sich auch so sehr gelohnt. Ich habe so eine tolle Familie, das glaubt ihr gar nicht. Ich bin echt glücklich, dass ihr da wart und werde jetzt wahrscheinlich die ganze Woche im Unterricht nur vor mich hin träumen können ;) Ich freue mich schon so sehr auf den anderen Teil der Familie!

Nächste Woche ist übrigens schon die superwichtige HSK-Prüfung. Das heißt, diese Woche wird rangeklotzt mit dem Lernen! Im Moment ist das Wetter aber genau richtig dafür, nämlich eklig. Ich musste tatsächlich meine Winterjacke auspacken :D Wünscht mir Glück für die Prüfung! Danach habe ich auch endlich mal wieder Zeit mich bei allen zu melden, sorry, wenn das ein bisschen kurz kam. Bis bald und einen frohen ersten Advent morgen!

Kommentare